Alles begann mit der wohl genialsten Studioanfrage aller Zeiten, die vor Selbstironie nur so sprüht:
Lieber Frieder, möchtest du mit uns Liebe machen (oder auch ne EP produzieren)? [ ] ja, freilich! [ ] Nein [ ] Fickt euer Leben!
Anschließend ein genauer Fahrplan wie „So Wasted“ sich ihre wahnwitzige Karriere erträumen – über Shows, EP Release, einer Tour bis hin zur Auflösung im Herbst 2015, inklusive genauen Vorstellungen, wie es nach Bandende mit jedem einzelnen der vier Jungs weitergehen soll. Da der besagte Frieder nicht lange herumfackelte und enthusiastisch mit „JA, FREILICH!“ antwortete, wurden bis heute einige der Ziele abgesteckt. Eigentlich steht nur noch die Auflösung bevor, die sich hinsichtlich der neuen Platte „Gather up Glamour“ hoffentlich noch lange hinziehen wird.
Seit Ende September kann man den roten Kreis im roten aufklappbaren Quadrat, geziert mit einem glamourösen Faultier nun erwerben und natürlich auch anhören. Die Plattentaufe feierten die So Wasteds kürzlich in ihrer Heimatstadt Thun nahe Bern, anschließend tourten sie zusammen mit dem süßen Faultiermasskotchen „Glämi“ durch Deutschland, die Schweiz und für einen Gig nach Tschechien.
Was einen beim Hören von der EP namens „Gather up Glamour“ erwartet? Nunja, die vier süßesten Schweizer seit es Schoki gibt haben das Rad nicht neu erfunden. Stattdessen setzen sie auf eine gute Mischung aus Pop-Punk und…? Ja, Pop Punk reicht. Dafür aber mit ganzem Herzblut und allen Klischées der frühen 2000er Jahre: Vier knuddelige Jungs Anfang zwanzig in Skaterklamotten, inklusive einem herzzerreißend süßen Frontsänger. Die Texte sind eingängig, Gossenromantik trifft auf Buddysongs. Das Leben ist gut in den Songs von So Wasted – und wenn es laut Text doch mal schief läuft, haben die vier Musiker sich selber und feiern ihr Bandsein.
Auch nicht verkehrt, schließlich sind Nicola, Marco, Sandro und Joshi nicht nur so sympathisch, dass selbst Mütter wieder zu Teeniegroupies werden, sondern sie sind auch noch witzig, dass es kracht.
Ein Teil der Bespaßung geht sicherlich auf ihren charmanten Schweizer Dialekt zurück, doch stecken auch die Köpfe der So Wasteds voller Quatsch. Vor allem auf der Bühne ist diese lustige Lebensfreude zu spüren – Liveshows machen Spaß, man wird mitgerissen– selbst die, zu deren musikalischen Favourites nicht gerade Pop Punk zählt.Die Jungs zeigen vollen Arbeitseinsatz auf der Bühne, schleudern ihre Instrumente durch die Luft, springen und hüpfen. Besonders synchrones Hüpfen ist ein ganz wichtiges Element von So Wasted-Shows – auf und vor der Bühne wird gehoppelt was das Zeug hält – und es macht verdammt nochmal Spaß! Aber wo zur Hölle bekommen die Kerle immer diese halbnackten Mädels vor der Bühne her? Gehören die zum Equipment oder sind sie einfach nur so charmant, dass alle freiwillig die Hüllen fallen lassen???
„Gather up Glamour“ transportiert perfekt das Gefühl, das man hat, wenn man sich eine Liveshow von So Wasted gönnt. Sobald die ersten Takte der EP erklingen, macht sich gute Laune breit, die bis zum letzten Song einfach nicht aufhören will. Mein persönlicher Favourite der Platte ist „Morning in Paris“ – happy und wasted zugleich. Was man beim Hören des Liedes jedoch nicht weiß – es geht noch besser! Bei den Aufnahmen zur EP in den Inner-Ear-Studios in Pforzheim schlich sich Besuch und somit ein spontanes Feature ein. Jannik, Rapper der süddeutschen Band „Schlaraffenlandung“ und Freund der So Wasteds, verleiht dem Song mit einem deutschen Rappart zustäzlich Energie und Pepp. Für mich – ganz übertrieben – die deutsch-schweizer Hymne, die mir persönlich ein bisschen Gänsehaut auf die Arme jagt und hoffentlich noch nachträglich released wird.
Das Aushängeschild der Platte hingegen ist der Song mit dem Namen „Go Go Go“ und eignet sich hervorragend zum Herumhüpfen. Das sehen auch die vier Musiker so und drehten in Eigenregie ein Video zu dem Song, in dem sie viel Sprungkraft, Witz und Romantik beweisen: Hausparty, ein Mädchen wird von den Bandmitgliedern umgarnt, Red Cups und ein Liveauftritt im Wohnzimmer – das Video hat, wie auch der Song selbst, alles, was Pop Punk ausmacht. Inklusive Kinderchor.
Ansonsten ist auf der Platte ganz viel Liebe zu hören. Besonders hörenswert: „All these Lovesongs“, ein lockerleichtes Liebeslied mit Ukulele. Der Song „Hollywood Happyend“ – erweckt Leinwandromantik mit Bier, Roadtrip in den Sonnenuntergang mit Mädel im Arm – I like! Der letzte von der 5 Songs umfassenden Platte „Living in the Past“ rundet das Gesamtwerk „Gather up Glamour“ perfekt ab und beweist schließlich: Size doesn’t matter: Davon können sich selbst Idole der Band, Pop-Punk-Urgesteine wie Blink 182, Sum41 und Simple Plan ein kleines Stückchen abschneiden.
P.S.: Die EP gibt’s bei Itunes oder bei allen Shows von So Wasted. Checkt dazu auch mal die Facebookseite der Band.
No Comments