Tereza gehört im männlich dominierten Metier der DJs als Frau zur einer Seltenheit. Gerade in den letzten beiden Jahren startet die sympathische Musikerin richtig durch. Unter anderem rief sie eine eigene Party-Reihe, die WATERS, ins Leben, die nunmehr auch in München Halt macht. Zudem gab Tereza kürzlich ein richtig freshes Mixtape – eine Ode an Erykah Badu – heraus, das ihr euch auf jeden Fall mal reinziehen solltet.
Ein Interview von Marcel Schlegel
Dein Soundtrack 2016: Lieber Dexters „Random Files“ oder Fid Mellas „Å?
Tereza: Perfekter Einstieg, bei der ersten Frage schon überfragt (lacht). Wenn ich mich für Fid Mella entscheide, habe ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, weil „Dexy“ das Mischen/Mastern übernommen hat (lacht). Ein Herz für die beiden.
Gab es für dich in 2016 einen absoluten Lieblingstrack?
T: Ich bin schon sehr viel länger großer Lil Silva-Fan, aber 2016 hat er mir mit den beiden Releases „Jimi“ und „V1/Cyrup“ noch mal bewiesen, warum das so ist: Er ist innovativ, musikalisch vielseitig und trifft genau meinen Geschmack, deshalb Lil Silva – „Lines“.
Gab’s einen schönsten Moment in 2016?
T: 2016 war für mich als DJ eines der aufregendsten Jahre: Mein Festivalsommer mit Sets unter anderem bei der Fusion, Melt!, MS Dockville, Spektrum, splash!, Kosmonaut war unfassbar – die Crowd, die Energie, das Feedback, immer noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke. Dann natürlich mein Warm-Up-Set für Skepta im Berghain – der Sound da ist atemberaubend und das Erlebnis insgesamt einmalig. Und nicht zuletzt: Die WATERS wurde ins Leben gerufen. Viele schöne Erinnerungen habe ich in dem Zusammenhang, natürlich auch, weil ich da ganz anders involviert bin.
Ein gutes Stichwort. Die WATERS erreicht immer mehr Städte. Welche Idee hattest du damit?
T: Angefangen hat alles im „Kupfi“ in Stuttgart und im Kleinen Donner in Hamburg. Die Motivation ist ganz einfach: ich wollte mir selbst einen Rahmen schaffen, um meine Vorstellungen eines perfekten Clubabends umzusetzen. Das beinhaltet vor allem, dass jeder Abend musikalisch anders und individuell ist – das finde ich spannend und spiegelt auch meinen Auflegestil beziehungsweise meine Hörgewohnheiten und meinen musikalischen Horizont wider.
Und wer macht dabei was?
T: Ich mache das meiste selbst: Künstler aussuchen, buchen, betreuen; Artworkideen. Die Expansion ist dabei in vollem Gange: München und Berlin sind dazugekommen. Außerdem werde ich mit WATERS auf dem splash! eine Bühne kuratieren, worauf ich mich schon sehr freue beziehungsweise woran ich aktuell auch gerade arbeite.
Was verbindest du mit Stuttgart und den Schwaben allgemein?
T: Viel Liebe! Ich habe für ein Praktikum eine Zeit lang hier gewohnt und war danach auch abseits des DJ-Daseins sehr oft da, deshalb fühlt es sich immer sehr heimisch an, wenn ich nach Stuttgart komme. Einige meiner engsten Freunde sind Schwaben und klar – allein schon wegen des „Kupfi“ [Freund+Kupferstecher; Club in Stuttgart) bin ich sehr gern hier. Und natürlich das Essen, für gute Spätzle würde ich sehr viel geben. Mit Maultauschen kann man mich allerdings jagen (lacht).
Gerade in den letzten beiden Jahren startest du ganz schön durch. Wie erlebst du dies selbst?
T: Vielen Dank! Ich bin oftmals so in meinem eigenen Tunnel, dass ich manchmal selbst erstaunt bin, was in den letzten ein bis zwei Jahren alles passiert ist. Lieber aber ganz schnell wieder zurück in den Tunnel und weitermachen – nicht zu viel nachdenken (grinst).
Was fasziniert dich am DJ-ing?
T: Zum einen ist Auflegen bzw. Musik mein Ventil für Emotionen und Kreativität. Da kann ich mich austoben; mir meinen eigenen Kosmos schaffen; genau das tun, was mir gefällt. Zum anderen ist die Interaktion mit dem Publikum spannend und bestenfalls energiegeladen und befreiend. Es macht mir einfach Spaß.
Woher holst du Dir deine musikalische Inspiration?
T: Die Hauptinspirationsquelle ist meine Neugier. Ich glaube, das beschreibt es am Besten. Ich durchforste Soundcloud nach neuen innovativen Produzenten, Blogs für neue Releases, suche in Plattenläden nach Obskurem. Ich will Sachen auf den Grund gehen – woher kommt das Sample? Wie ist „Genre XY“ entstanden? Daraus entwickelt sich dann zum Teil eine temporäre Vorliebe für irgendeinen Sound, der dann vielleicht auch etwas mehr Gewicht in meinen Sets einnimmt, aber generell versuche ich mein Publikum immer eher auf eine Reise mitzunehmen, überraschend und abwechslungsreich zu sein und meinen musikalischen Horizont zu vermitteln.
Wie stellst du Dir eine Setlist zusammen: Zufall oder geplant?
T: Das kommt ganz auf den Anlass an. Bei vielen Clubshows und insbesondere bei meinen eigenen Veranstaltungen gehe ich mit dem Flow, das heißt es gibt keine Setlist im Vorfeld, oft aber einen Ordner mit Songs, die ich gern spielen würde – ohne Reihenfolge, eher als Reminder gedacht. Bei Festivals oder größeren Gigs ist das wiederum anders. Da plane ich relativ viel – man hat schließlich nur 60 Minuten Zeit, um zu begeistern.
Das Jahr ist noch jung. Auf was freust du dich in 2017?
T: Ganz aktuell kommt Ende Februar ein neues Mixtape von mir, unter anderem mit Stuttgarter Beteiligung – Hi, „Dexy“! Außerdem liegen da noch zwei, drei andere Ideen in der Schublade, mein Paris-Debüt steht Anfang März an und Festivals sind auch dieses Jahr wieder ein Thema: Gerade wurden Melt! und Spektrum offiziell announced. Und um aus dem privaten Nähkästchen zu plaudern: das Ende meines Studiums.
Wofür gibst du zu viel Geld aus?
T: Musik. In Zeiten von Streaming-Angeboten könnte man das theoretisch runterschrauben, aber dieses nerdige Gefühl, die Musik, die man so sehr mag, auch wirklich besitzen zu müssen – ob physisch oder digital – hält mich vom Geldsparen ab. Wäre sicher auch die falsche Ecke.
Ein Interview in Kooperation mit www.0711blog.de
Fotos: Linda Ambrosius, Sandra Müller, Jakob Dewald, Willy Iffland
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